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– dental dialogue 18. JAHRGANG –

71

TECHNIK

eine lange Lebensdauer von Restbezahnung

und Implantaten erforderlich ist, könnte man

eine festsitzende Lösung erneut diskutieren.

Eine erste Hygienekontrolle nach sechs Wo­

chen zeigte jedoch, dass es der Patientin

trotz großem Putzaufwand nicht gelungen

war, alle Teile der Brücke einwandfrei sauber

zu halten. Besonders die basalen Bereiche

waren nicht in dem Maß zugänglich, wie es

für eine effektive Reinigung erforderlich ist.

Dieses Ergebnis überzeugte die Patientin,

sich herausnehmbar versorgen zu lassen.

Umdenken

Der Weg über eine herausnehmbare Ver­

sorgung war für

Beate Schmidt

neu. Denn

mit dieser Option hatte sie sich noch nicht

auseinandergesetzt. Bei ihrer erneuten Inter­

netrecherche stieß sie auf einen zahntech­

nischen Fachartikel. Die dort beschriebene

technische Umsetzung eines vergleichbaren

Falls sprach sie an. Aus diesem Grund legte

sie

Björn Czappa

diesen Beitrag vor und äu­

ßerte den Wunsch, bei der Anfertigung ihres

Zahnersatzes ähnlich vorzugehen. Das hohe

technische Niveau der beschriebenen Lösung

reizte

Björn Czappa

auf Anhieb, sodass er die

Herausforderung gerne annahm.

Und schließlich stellte die Patientin eine

Bedingung an die Experten: Wenn schon

herausnehmbar, dann wenigstens in dop­

pelter Ausführung, weshalb sie die Anferti­

gung einer Tages- und einer Reiseprothese,

forderte, die beide nicht voneinander zu

unterscheiden sein sollten. Denn sie wollte

niemals in die Verlegenheit kommen, ohne

Zähne da zu stehen. Letztendlich einigten

sich die Patientin, der Behandler und der

Zahntechniker auf eine ausgefallene kombi­

niert festsitzend-herausnehmbare Teleskop-

Versorgung.

Hierfür sollten sechs Primärteleskope aus

Metall auf den Zähnen 14, 13, 23 sowie auf

den Implantaten regio 16, 25 und 28 CAD/

CAM-gestützt gefertigt werden. Diese soll­

ten mit galvanotechnisch hergestellten Se­

kundärteleskopen versehen werden, die

wiederum spannungsfrei mit dem CAD/

CAM-gestützt gefrästen Tertiärgerüst aus

Polyetheretherketon (PEEK) verklebt werden

sollten. Das Gerüst wurde für die Aufnahme

von zwölf individuell angefertigten Einzelkro­

nen aus Presskeramik vorbereitet.

Björn Czappa

ist wissbegierig. Eine Eigen­

schaft, die er mit vielen seiner Zahntechni­

kerkollegen teilt. Es reizt ihn, mit innovativen

Werkstoffen etwas Neues zu schaffen. Der

hohe technische Anspruch und der beinahe

experimentelle Charakter dieses Projekts

sprachen ihn an. Insbesondere der Einsatz

neuer Materialien, deren Kombination so­

wie deren teilweise neuartige Verarbeitung

weckten seinen Wissensdurst. Die Verwen­

dung von PEEK als Metallersatz sowie dessen

Kombination mit Werkstoffen wie Keramik

machen diese Arbeit so außergewöhnlich

interessant.

Allerdings birgt eine aufwendige Arbeit wie

diese materialbedingte Risiken. Besonders

der Einsatz von Keramikkronen anstelle der

üblichen Kunststoffzähne stellt bei heraus­

nehmbarem Ersatz ein Risiko dar: Die spröde

Keramik verzeiht kaum ein Herunterfallen,

wie es beispielsweise bei der täglichen Rei­

nigung schon mal passieren kann. Trotz der

Risiken fiel die Entscheidung der Patientin

auf diese High-End-Lösung. Zudem zerstreu­

te sie die Bedenken von

Ztm. Björn Czappa

mit der Zusicherung, dass sie alle Risiken

übernehme, die gegebenenfalls mit dieser

Versorgung zusammenhängen.

Wer A sagt ...

Das Aussehen und die Funktion der thera­

peutischen Oberkieferbrücke bewegten die

Patientin dazu, den Unterkiefer doch (an­

ders als ursprünglich geplant) auch in die

Behandlung mit einzubeziehen. Die lückige

Zahnstellung sowie die gedrehten, gekipp­

11 

Die prothetische Versorgung des Unterkiefers war kein

reiner Luxuswunsch, denn dieser wies großflächig gefüllte Zähne

auf. Zudem standen die unregelmäßig stehenden Zähne im UK

einer funktionell optimierten OK-Versorgung im Weg

10 

Nach mehrmonatiger Tragedauer der therapeutischen

OK-Brücke äußerte die Patientin den Wunsch, auch im Un-

terkiefer mit Zahnersatz versorgt zu werden