72
– dental dialogue 18. JAHRGANG –
3/17
TECHNIK
ten, zum Teil einander überlagernden und
großflächig gefüllten Zähne im Unterkiefer
passten ihrer Meinung nach nicht zum neu
gestalteten Oberkiefer
(Abb. 9 bis 11)
. Aus
Sicht des behandelnden Teams brächte eine
gleichzeitige Versorgung beider Kiefer ne
ben ästhetischen auch funktionelle Vorteile.
Die Entscheidung, den Unterkiefer nun auch
zu versorgen, erhöhte zwar die Komplexität
des Falls, bot jedoch die Möglichkeit, beide
Kiefer ästhetisch und funktionell perfekt
aufeinander abzustimmen. Im Unterkiefer
waren ausreichend eigene Zähne für eine
festsitzende Versorgung vorhanden, weshalb
die Wahl auf vollkeramische Kronen fiel.
Nach der Präparation und Abformung des
Unterkiefers wurde das Modell hergestellt
und eingescannt. Auf Basis der so gewon
nenen Scandaten konstruierte
Björn Czappa
das Langzeitprovisorium als Brücke. Um das
Provisorium ästhetisch aufzuwerten, wurde
die Unterkieferbrücke aus einer Kunststoff
ronde mit integriertem natürlichem Farb
verlauf herausgefräst.
Mit der therapeutischen Brücke im OK und
dem UK-LZP ließen sich die vertikale Dimen
sion und eine sichere Zentrik deutlich besser
finden, als mit den unversorgten UK-Zähnen,
die auch als Ausgangspunkt für die Exkursi
onsbewegungen dienen
(Abb. 12 und 13)
.
Abformung in zwei Schritten
Die Abformung von präparierten Zahn
stümpfen und Implantaten in einem Kiefer
stellt für jeden Behandler eine echte He
rausforderung dar. Daher empfiehlt sich
ein schrittweises Vorgehen. Erster Schritt:
Abformung der Stümpfe. Zweiter Schritt: In
der Folgesitzung Überabformung mit ein
gebrachten Primärteleskopen und mithilfe
eines individuellen Löffels und gleichzeitige
Abformung der Implantate. Dieses Vorge
hen bietet dem Behandler gegenüber einer
Sammelabformung einen enormen Vorteil.
Der Behandler kann sich so bei der ersten
Abformung auf die Stümpfe und Präpara
tionsgrenzen konzentrieren und bei der
zweiten auf das Abformen der Implantate
mit den Modellanalogen. Auch im Fall von
Beate Schmidt
ging der Behandler in zwei
Schritten vor.
Nach einer Tragedauer der therapeutischen
OK-Brücke und des UK-Langzeitprovisoriums
von weiteren etwa sechs Monaten werden im
ersten Schritt die präparierten Stümpfe ab
geformt. Auf Basis dieser Abformung fertigte
Ztm. Björn Czappa
ein Sägeschnittmodell, auf
dem die Primärteleskope herstellt wurden.
Dazu scannte er die Stümpfe ein, legte die
optimale Einschubrichtung fest, konstruierte
die Primärteile im Winkel von 1° und fräste
die Teile in seiner 5-Achs- Fräs- und Schleif
maschine
(Abb. 14)
.
Die fertigen Primärkronen wurden anschlie
ßend zusammen mit einem individuellen
Löffel zur Anprobe geschickt, sodass der
Behandler mit einer Überabformung die
Primärteile einsammeln und gleichzeitig die
Implantate mit Modellanalogen abformen
konnte. Das daraus gefertigte Arbeitsmodell
bildete die Basis aller weiteren Fertigungs
schritte
(Abb. 15)
. Bei der der Herstellung
der Primärteleskope für die Implantate
ging
Ztm. Björn Czappa
wie zuvor bei den
Primärteleskopen auf den Zahnstümpfen
vor
(Abb. 16 und 17)
.
What you see is what you get –
das Full-Wax-up
Mithilfe eines im Labor händisch hergestell
ten Full-Wax-ups für den Ober- und Unter
kiefer erarbeitete nun
Ztm. Björn Czappa
gemeinsam mit der Patientin die Form und
Stellung der Zähne
(Abb. 18 bis 20)
. Zudem
ließ sich mit demWax-up zugleich eine erste
Kontrolle der Okklusion durchführen. Vor
teil dieser Vorgehensweise: Speziell bei den
Frontzähnen lässt sich mit einemWax-up der
Endzustand visualisieren und einfach an die
Vorstellungen der Patientin anpassen. So
wurde etwa die von der Patientin zunächst
13
Gegenüber der Ausgangssituation zeigten bereits die
Langzeitprovisorien eine deutliche ästhetische Verbesserung
12
Mithilfe der therapeutischen OK-Brücke und des UK-Lang-
zeitprovisoriums konnte bereits frühzeitig eine stabile Zentrik
gefunden werden